... ein unheimlich lebensbejahender, fröhlicher Film von Markus Goller aus dem Jahr 2018
30 Jahre haben sich die ungleichen Brüder Georg und Christian Schneider nicht mehr gesehen. Erst die Beerdigung ihres Vaters führt den in Singapur arbeitenden Top-Manager Christian zurück in sein Heimatdorf Löchingen im Schwarzwald. Durch widrige Umstände kommt er auch noch zu spät zur Beerdigung - ein Grund weshalb ihm sein Bruder gleich erst mal eine verpasst.
Während Christian nach der Rauferei Frieden schließen will, sträubt sich sein Bruder noch. Doch ein zünftiges Besäufnis und eine ausgelassene Partie Tischtennis aus den Dachboden des elterlichen Hauses regeln die Unstimmigkeiten. Im Rausch erinnert sich Christian an einen alten Plan der beiden: Als sie 15 waren, wollten sie mit dem Mofa eine Tour vom Brunnen des schwäbischen Dorfes Löchingen bis zum Timmendorfer Strand machen. Allerdings war es dann aber nie dazu gekommen.
Noch durch den Alkohol benebelt, brechen die Brüder spontan mit ihren zwei alten Mofas auf, um Verlorenes nachzuholen. Aber schon im Morgengrauen kommen erste Bedenken…
Eins vorweg: Ich muss zugeben ich bin - von wenigen Ausnahmen mal abgesehen - kein großer Fan von deutschen Produktionen, aber dieser Film ist einfach ein Unikat. Ich habe selten einen Film geschaut, bei dem durchgehend eine so übermütige Leichtigkeit versprüht wurde.
Es macht sofort gute Laune, wenn man den erfolgreichen Manager Christian in Anzug auf dem alten Mofa mit Hochlenker kauern sieht. Gefolgt wird er von seinem Bruder Georg, ebenfalls im Beerdigungsanzug und auf einem motorisierten Zweirad, das die titelgebende Geschwindigkeit nicht übersteigt - Es sei denn, die Fahrt geht gerade bergab.
Und so durchzieht diese Komödie, in der es um die Befreiung aus persönlichen Sackgassen geht, schon rein optisch eine ironisch gebrochene Easy Rider-Atmosphäre. Indem die beiden Brüder wieder wie große Jungs sind und den Spaß in ihr festgefahrenes Leben lassen, entdecken sie neue Wege, stoßen sich gegenseitig aus dem Trott, hin zu den Hürden, vor denen sie immer zurückscheuten.
Anfangs noch von Zweifeln geplagt nimmt die Reise jedoch ihren Lauf und es gibt Begegnungen mit einsamen Frauen, mit esoterisch beseelten jungen Menschen, mit der Polizei, mit dem Platzhirsch eines Campingplatzes und mit der Natur. Geheimnisse, wie etwa das Christian einen 15-jährigen Sohn hat, den er allerdings noch nie gesehen hat, führen unweigerlich zu Zwistigkeiten zwischen den beiden Brüdern.
Dass diese Reise trotzdem so leicht und locker, ja eigentlich schon fast beschwingt verläuft, liegt am treffenden Humor. Lars Eidinger ist ideal besetzt in der Rolle des Christians, und die Chemie mit Bjarne Mädel als dem gutmütigen, herzlichen, oft etwas bedrückten Georg stimmt perfekt. Auch die Auftritte weiterer bekannter Schauspieler wie Alexandra Maria Lara, Franka Potente, Wotan Wilke Möhring und Jella Haase tragen zum Filmgenuss bei.
Wer also nach einen witzigen, glaubwürdigen Film mit einer wunderbarer Botschaft sucht ist hier genau richtig aufgehoben
Bjarne Mädel
Georg Schneider
Lars Eidinger
Christian Schneider