Ist Jesus Christus tatsächlich auferstanden oder hält hier jemand die ganze Welt zum Narren? In der Serie Messiah, die seit dem 1. Januar 2020 bei Netflix läuft, stellt sich genau diese Frage, als ein junger Mann auftaucht und sich selbst als Sohn Gottes bezeichnet.
Als eine Armee des wiedererstarkten ISIS vor den Toren von Damaskus erscheint und die Eroberung der Stadt kaum noch aufzuhalten ist, taucht wie aus dem Nichts ein Mann auf.
Dreißig Tage und Nächte ohne Essen und Trinken steht er, der sich selbst „Das Wort“ nennt, betend auf dem Marktplatz in Damaskus. Seine Worte, dass die falschen Gläubigen unter den Terroristen schon bald gestoppt werden, scheinen sich unmittelbar zu bewahrheiten, als ein mehrwöchiger Sandsturm nicht nur den Angriff zum Erliegen bringt, sondern gleich den ISIS komplett auslöscht.
Die schwarzen Männer des „Kalifats“ sind mangels Nachschub abgezogen. Der Wind hat sich danach gelegt wie im Handumdrehen.
Schon bald scharen sich immer mehr Anhänger um den charismatischen Mann. Unter ihnen auch der junge Gläubige Jibril. Der Wundermann gibt ihnen neue Hoffnung auf eine eigene Nation, aber der eigentliche Plan dieses Propheten, bleibt ein Rätsel. Er führt sein Volk, das bald hungert, durch die Wüste ins Westjordanland, zur schwer gesicherten israelischen Grenze. Offenbar ist sein Ziel Jerusalem.
Das weckt nicht nur das Interesse der Medien auf der ganzen Welt, sondern ruft auch die CIA-Agentin Eva Geller auf den Plan.
Sie ist sich sicher, dass der mysteriöse Fremde ein Betrüger ist und sogar ganz eigene religiös-politische Ziele verfolgen könnte. Zunächst kaum von ihren Vorgesetzten unterstützt, beginnt Eva mit den Ermittlungen, während Al-Masih auf der ganzen Welt zunehmend an Bekanntheit gewinnt.
Fortan setzt die Ermittlerin alles daran, Al-Masih zur Strecke zu bringen.
Zuvor wird der Prediger jedoch vom israelischen Geheimdienst verhaftet und vom Schin-Bet-Agenten Aviram verhört. Kurz danach verschwindet Al-Masih jedoch unter mysteriösen Umständen aus seiner Zelle und taucht auf dem Tempelberg auf, wo er einen von israelischen Soldaten im Tumult erschossenen Jungen wieder zum Leben erweckt. Palästinenseraufstände sind die Folge.
Später zieht es den Messias nach Amerika. Über Texas - wo er während eines Hurrikans die Tochter des lateinamerikanischer Priester Felix rettet - gelangt er bald mit einer Scharr von Anhängern nach Washington D.C.
Die Idee zu dem Netflix Original stammt von Michael Petroni. Die Geschichte handelt von einem Mann namens Al-Masih, der sich im Nahen Osten als neuer Prophet Gottes aufspielt und rasch eine beachtliche Gefolgschaft um sich schart. Ob es sich nun um einen Betrüger handelt oder nicht, so oder so droht der Welt im 21. Jahrhundert eine geopolitische Katastrophe durch die neue Religion. Kein Wunder also, dass die CIA den Messias ruhigstellen will.
Im Handlungsverlauf werden die Perspektiven unterschiedlicher Personen gezeigt, unter anderem die eines israelischen Geheimdienstagenten, einer CIA-Agentin, eines texanischen Predigers und dessen Tochter, eines palästinensischen Flüchtlings sowie einer Journalistin, die über das Geschehen berichtet.
Man sollte sich bewusst machen, dass die Serie teilweise auf hebräisch und arabisch ist, was einem aber dank der Untertitel überhaupt nicht stört.
Im Gegenteil - ich persönlich finde das die Serie dadurch noch authentischer wirkt.
Messiah gehört damit für mich zu einer der Produktionen die mich sehr fasziniert haben. Wahrscheinlich auch mit einer der Gründe warum ich sie als erste Serie hier auf dem Blog vorstelle. Dadurch dass viele Themen und Ebenen behandelt werden ist die Serie teilweise nur schwer einzuordnen. Es wird jede nur erdenkliche Sichtweise beleuchtet und immer wieder schleicht sich ein kleiner Twist ein, der eine Szene in eine ganz andere Richtung dreht als man es eigentlich erwartet hat.
Der Cast ist exzellent ausgewählt und macht insgesamt einen sehr guten Job.
Tom Sisley mimt den agnostischen Shin-Beth-Agenten Aviram Dahan, für den der Messias schlichtweg eine Gefahr für sein Land ist.
Michelle Monaghan schlüpft in die Rolle der ehrgeizigen CIA-Mitarbeiterin Eva Geller die unbedingt herauszufinden will, welche tatsächliche Identität Al-Masih hat: Ihrer Meinung nach spricht der Mann immer in Rätseln und antwortet auf alles lediglich mit weiteren Gegenfragen. Hinter all dem religiösen Firlefanz vermutet Geller immer nur das Bedrohungspotential einer bösen feindlichen Macht.
Mehdi Dehbi ist sehr charismatisch und bringt den Heilsbringer sehr gut rüber.
Er selbst nennt sich schlicht Botschafter, nicht Messias, nicht Gottes Sohn. Aber von seinen Anhängern, deren Zahl immer größer wird, wird er so genannt und so verstanden.
Ob in Syrien, Israel oder Texas – Wunder säumen seinen Weg, und spätestens als er über den Reflecting Point, das Wasserbecken vor dem Lincoln Memorial in Washington, zu gehen scheint, hat er die volle Aufmerksamkeit der Menschen, der Medien, der Verzweifelten, der Zweifelnden, von CIA und FBI.
Schnell sammeln sich sowohl Anhänger, als auch Menschen die ihn als "False God" bezeichnen und vor allem seine Herkunft ablehnen. Ist der neue Messias nun echt oder doch ein Betrüger? Was sind seine Ziele? Die Serie spielt extrem damit, ständig ist man hin und her gerissen.
Nicht das einen der neue Messias irgendwie bekehrt, aber allein schon wie und welche Fragen er den Menschen stellt bringt einen zum Nachdenken. Vieles ist davon völlig unabhängig von einer Religion ohne abgedroschen oder zu philosophisch zu wirken. Er wirkt dabei sogar fast wie ein Psychologe.
Und immer wieder stellt sich die gleiche Frage: Ist „Messiah“ Al-Masih wirklich die Reinkarnation von Jesus? Oder wie im arabischen Sprachraum vermutet wird, der wahrhaftige Antichrist? Sein Name könnte auch als die Kurzform von Al-Masih ad-Dajjal gelesen werden und dieser Name steht im Islam für den Antichrist.
Dass Al-Masih offensichtlich in der Lage ist, einige Wunder zu wirken, wie zum Beispiel Tote zum Leben zu erwecken, spricht ebenfalls dafür, dass er in irgendeiner Form übernatürlich sein könnte.
Auf der anderen Seite könnte es ebenso gut sein, dass er ein ganz normaler Mensch ist, der sich viele magische Tricks angeeignet hat.
Immerhin hat die CIA-Agentin Eva Gellar herausgefunden das sein Geburtsname Payam Golshiri ist und er zusammen mit seinem Bruder von seinem Großvater erzogen wurde.
Payam und sein Bruder lernten die Zaubertricks und Betrügereien, um sich in ihrem kleinen iranischen Dorf über Wasser zu halten.
Als Al-Masih damit konfrontiert wird bestreitet er diese Tatsachen nicht einmal.
Wenn er aber wirklich zu den Scharlatanen gehört, bleibt fraglich, wie er die Wiedererweckung der Toten bewerkstelligt. Sollte dies einfach ein Trick sein, ist es wahrlich ein Kunststück. Wahrscheinlicher ist, dass er in irgendeiner Form tatsächlich nicht rein menschlicher Herkunft ist.
Wäre dies so, bliebe aber immer noch die Frage, ob er als zerstörerischer Antichrist oder als Frieden und Heil bringende Jesus-Reinkarnation zu betrachten ist.
Ebenfalls steckt in der Serie eine ganze Menge Gesellschaftskritik. Ob nun der nahe Osten mit Syrien, Iran, Israel, Palästina oder eben die USA, alle bekommen ihr Fett weg ohne jedoch zu sehr die üblichen Vorurteile zu bedienen. Besonders herausstechend, egal welche der drei abrahamitischen Religionen betrachtet wird, in jeder gibt es Menschen, die andere Menschen beeinflussen, sie lenken oder sich direkt an ihnen bereichern. Und bei diesen ganzen Punkten ist es kein Wunder das bereits die ersten Kritiker wieder auf die Barrikaden gehen. Wobei meiner Meinung nach, keine offensichtliche "Anti" Haltung gegen diese Religionen erkennbar ist.
Aber auch die Rolle der sozialen Medien zeigt sehr deutlich wie einfach es heutzutage ist Nachrichten zu verbreiten ohne das teilweise darauf eingegangen oder hinterfragt wird was wirklich hinter dieser Schlagzeile steckt.
Was „Messiah“ für mich von der ersten bis zur finalen Folge also so spannend macht, ist die Frage: Ist Al-Masih der echte Messias oder nicht? Der junge Mann sieht aus wie eine moderne Verkörperung von Jesus Christus, ist extrem charismatisch, selbstbewusst und rhetorisch brillant. Egal wo er auftaucht, ob vor dem Felsendom in Jerusalem oder in einer texanischen Kleinstadt, überall schart sich sofort eine größere Menge von Menschen um ihn. Er vollbringt Wunder und scheint immer zu wissen, was als nächstes passiert – er wirkt wie jemand, der tatsächlich von einer höheren Macht geleitet wird.
Macht euch auf jeden Fall ein eigenes Bild von der Serie und lasst euch darauf ein.
Mehdi Debhi
Al - Mashi/Isa
Michelle Monaghan
Eva Geller
Tomer Sisley
Aviram Dahan
John Ortiz
Felix Iguero
Stefania LaVie Owen
Rebecca Iguero
Sayyid El Alami
Jibril
Fares Landoulsi
Samir